Im Gespräch mit SHK-AKTUELL skizzieren Bernhard Swatek, Direktor der Berufsschule Mollardgasse in Wien, und Fachlehrer Ernst Üblauer den aktuellen Status Quo in der Installateur-Ausbildung und beschreiben auch die genaue Vorgangsweise der Lehrabschlussprüfung.
SHK-AKTUELL: Wie steht es aktuell um unseren Nachwuchs?
Bernhard Swatek (rechts) und Ernst Üblauer: Die Berufsschule sieht als Pflichtschule im ersten zweiten und dritten Jahr laut Lehrplan je zwei mal sechs Wochen geblockt vor. In der 4. Klasse sind es zwei mal fünf Wochen. Die Lehrbetriebe melden uns ihre Auszubildenden, und diese werden von uns in die jeweiligen Blockunterrichte eingeteilt. Die Schüler lernen bei uns sowohl allgemeinbildende, als auch technische Gegenstände, wie etwa angewandte Installationstechnik inklusive Labor und Fachzeichnen. Dazu gibt es auch Fachpraktika. Neben angewandter Informatik bietet unserer Schule unter anderem auch Umwelttechnik an. Damit reagieren wir auf den Umstand, dass sich in diesem Bereich die Entwicklung rasant verändert. Wir können derart auf die unterschiedlichsten Energieformen eingehen, und damit stets am Stand der Technik bleiben.
Wissensstand angleichen
Innerhalb der vom Lehrplan vorgegebenen 1.260 Stunden müssen wir unseren gesamten Stoff durchbringen. Das ist wirklich herausfordernd, da wir immer wieder auch mit deutlichen Defiziten des Basiswissens unserer Schüler konfrontiert sind. Dies müssen wir zeitgleich mit dem Vermitteln von neuem Wissen aufholen. Denn unser Beruf ist sehr komplex. Schließlich ist der Installateur für unser aller Wohlbefinden verantwortlich – also für Wärme und Klimatisierung ebenso, wie für Sanitärhygiene sowie entsprechender Umweltschutzmaßnahmen.
Wir erkennen jedenfalls, dass Schüler oft nicht nur mit für unseren Beruf erforderlichen Fremdwörtern ein Problem haben, sondern selbst bei Deutsch Schwächen zeigen. Diese gilt es von uns zu beseitigen. Das funktioniert in partnerschaftlicher Zusammenarbeit unserer Lehrer mittlerweile sehr gut, da unsere Fachlehrer teilweise gemeinsam mit Deutschlehrern unterrichten. Hatten wir in der Vergangenheit von unseren durchschnittlich 18 Schülern pro Klasse im ersten Lehrjahr 16, die bei der ersten Schularbeit negativ waren, sind es heute nur noch zwei bis drei Fünfer. Außerdem nutzen unsere Auszubildenden auch sehr zahlreich die von uns angebotenen Übungsmöglichkeiten an der Schule.
Eltern bei der Berufswahl ins Boot holen
Ganz generell konnte man früher an den Berufsschulen eine bessere Allgemeinbildung beobachten. Trotz dem Fakt, dass die Grundschulen auch heute sehr gute Arbeit leisten. Dennoch können diese nicht alle auf den gleichen Bildungsstand bringen. Möglicherweise liegt dies aber auch am aktuellen Verständnis der Jugend, dass wir aus deren Sicht in einer sogenannten „Google-Gesellschaft“ leben, und erforderliches Wissen nicht gelernt werden muss, da es ja im Netz verfügbar ist. Und schließlich erkennen wir, dass die Wertigkeit eines Facharbeiters in der Gesellschaft im Vergleich zu früher gesunken ist. Eltern wünschen sich heute verstärkt, dass ihr Nachwuchs studiert, oder eine höhere Schule besucht. Die Lehre wird nicht mehr als so attraktiv wie früher empfunden. Unsere Herausforderung ist daher, dem Image des Berufsstandes jene Wertigkeit zu geben, der er heute entspricht. Denn unsere Absolventen zählen schließlich zu begehrten Problemlösern nahezu aller relevanter Herausforderungen unserer Zeit.
Die Richtung stimmt
Ein Stück weit dürfte dies bereits gelungen sein. Denn die Anmeldungen sind an unserer Schule erfreulicherweise wieder gestiegen. Gab es zur Jahrtausendwende rund 1.000 Auszubildende bei uns, ist dieser Stand in den Jahren danach auf etwa 700 gefallen. Seit der Pandemie ist dies wieder steigend – wir liegen aktuell bei 1.300 Schülern. Ich gendere diesen Begriff bewusst nicht, da es vorwiegend um männliche Jugendliche geht. Derzeit haben wir in all unseren Klassen nur zwei Mädchen – eines im ersten Jahrgang, und das andere im zweiten Lehrjahr.
Dass sich jetzt wieder mehr junge Menschen für eine Installateur-Ausbildung interessieren, liegt wohl vor allem an den guten Aussichten für unsere Branche, da Haustechnik als einer der wenigen Wirtschaftsbereiche stabil wächst und damit auch die Suche nach Fachpersonal stark steigt.
Installateur ist Problemlöser
Unser Beruf ist im Übrigen sehr gut bezahlt und vor allem zukunftssicher. Denn ein Installateur ist für das Wohlbefinden unserer Gesellschaft verantwortlich. Wir erkennen, dass sich junge Menschen oft auch daher für diese Berufsausbildung entscheiden, da sie derart ihren Anteil leisten können, die aktuellen Probleme unserer Zeit zu lösen. Das gelingt eben mit unserer Ausbildung besser, als wenn sie sich auf die Straßen kleben oder demonstrieren. Außerdem gibt es an unserer Berufsschule faktisch keinen Jugendlichen, der freiwillig vorzeitig seine Ausbildung abbricht. Wer einmal an Bord ist, bleibt dabei. In unseren zahlreichen Gesprächen mit den Schülern ist eindeutig zu sehen, dass mit der Dauer der Ausbildung auch der Stolz auf den Beruf immer weiter wächst.
Was den Lehrabschluss betrifft, hat dieser seit Jahrzehnten die gleiche Systematik. Lediglich der Ort hat sich geändert. Wurden die Prüfungen früher im alten Innungsgebäude in der Gumpendorfer Straße abgehalten, finden diese nun in unserem neuen SHL-Center in der Marksteinergasse 3 im 21. Bezirk statt. Dieses Gebäude ist übrigens das modernste Ausbildungszentrum für Installateure in Österreich.
So läuft die Gesellenprüfung ab
Konkret läuft die Prüfung so ab, dass der Kandidat vor seinem Termin kurz eingewiesen wird, und um 8:00 Uhr mit der Umsetzung seines vorgegebenen Werkstücks an unserer Prüfungswand beginnt. Dort muss er dann beispielsweise eine Gasleitung, eine Wasserleitung oder eine Ablaufleitung umsetzen. Um etwa 10:00 Uhr fängt dann die theoretische Prüfung an – das so genannte Fachgespräch. Dieses wir von einem Vorsitzenden und zwei Beisitzern geführt und dauert etwa 20 Minuten. Die Kommission setzt sich zusammen aus aktiven Vertretern der Innung/Wirtschaftskammer sowie der Arbeiterkammer. Gemeinsam wird – fußend auf den Antworten des Kandidaten – entschieden, ob die Prüfung bestanden wurde. Grundsätzlich wird dabei natürlich nicht das Haar in der Suppe gesucht, denn wir wollen ja so viele junge Menschen wie möglich in die Wirtschaft entlassen. Dennoch hat die Kommission gewissenhaft zu entscheiden, ob diese Person tatsächlich geeignet ist, als Facharbeiter eingesetzt werden zu können.
Um sicherzustellen, dass so viele junge Menschen wie möglich die Lehrabschlussprüfung bestehen, werden spezielle Vorbereitungskurse angeboten. Diese Unterstützung durch die Wirtschaftskammer bietet sowohl einen Theorie- als auch einen Praxiskurs. Derart haben die Prüflinge etwa auch die Möglichkeit, an Originalständen zu üben. Diese Vorbereitungskurse kosten 500,- Euro und dauern jeweils zwei Freitage und zwei Samstage. Wenn die Prüfung bestanden wird, bekommt der Kandidat dieses Geld jedoch wieder retour. Wir empfehlen diese Kurse sehr, da viele Betriebe, in denen die Lehrlinge beschäftigt sind, oft nicht die für die Prüfung erforderlichen Arbeitseinsätze bieten. Beispielsweise zählt Kupferlöten oder Schweißen nicht in jedem Unternehmen zur täglichen Arbeit.
Grundsätzlich zeigt uns die Erfahrung, dass es im Schnitt jeder zweite Lehrling schafft, bereits beim ersten Antritt die Lehrabschlussprüfung zu bestehen. Aber auch wenn die anderen Auszubildenden mehrere Anläufe benötigen – am Ende des Tages schaffen es schlussendlich die meisten.
Gut zu wissen
Der Lehrberuf „Installations- und Gebäudetechniker“ ist modular aufgebaut. Er enthält ein zweijähriges Grundmodul sowie ein einjähriges Hauptmodul, wobei das Hauptmodul aus drei verschiedenen Schwerpunkten individuell gewählt werden kann.
Im Hauptmodul Gas- und Sanitärtechnik geht es um die Herstellung von Rohrleitungen, die Durchführung von Druck- und Dichtheitsprüfungen sowie die Installation von Gas- und Wasserversorgungsanlagen und Sanitäranlagen.
Im Hauptmodul Heizungstechnik geht es um Energie und moderne Heizungstechnik. Die Schwerpunkte sind die Montage, Wartung und Reparatur von Heizanlagen, die mit verschiedenen Energieträgern betrieben werden.
Das Hauptmodul Lüftungstechnik beinhaltet den Zusammenbau, die Montage und die Betreuung von Lüftungs- und Klimaanlagen, sowie der zugehörigen Leitungssysteme mit den notwendigen Geräten. Funktionsprüfungen, Druck- und Dichtheitsprüfungen sowie Druckmessungen sind tägliche Elemente der Arbeit.
Nach dem Absolvieren des Grund- und des gewählten Hauptmoduls kann auf Wunsch ein zusätzliches Hauptmodul oder eines von vier Spezialmodulen (Badgestaltung, Ökoenergietechnik, Steuer- und Regeltechnik oder Haustechnikplanung) angehängt werden. Dies verlängert die Lehrzeit um ein weiteres Jahr.
Die Unterrichtszeit in der Berufsschule gilt als Arbeitszeit und wird auf die wöchentliche Arbeitszeit von 38,5 Stunden angerechnet.
Nach der Lehrabschlussprüfung kann nach entsprechender Berufserfahrung die Meisterprüfung Heizungstechnik oder die Befähigungsprüfung Gas- und Sanitärtechnik abgelegt werden.
Rahmenlehrplan für den Lehrberuf Energie- und Gebäudetechnik
Die Berufsschule dient der Erweiterung der Allgemeinbildung sowie der Förderung und Ergänzung der betrieblichen oder berufspraktischen Ausbildung.
Hauptmodule: Gas- und Sanitärtechnik oder Heizungstechnik oder Lüftungstechnik
Spezialmodule: Badgestaltung oder Ökoenergietechnik oder Steuer- und Regeltechnik oder Haustechnikplanung
Gesamtstundenzahl: drei Schulstufen zu insgesamt 1.260 Unterrichtsstunden (ohne Religionsunterricht), davon in der ersten, zweiten und dritten Schulstufe mindestens je 360 Unterrichtsstunden.
Pflichtgegenstände
Politische Bildung: 80 Stunden
Deutsch: 80 Stunden
Berufsbezogene
Fremdsprache: 100 Stunden
Betriebswirtschaftlicher
Unterricht/Angewandte
Wirtschaftslehre: 180 Stunden
Fachunterricht
Angewandte
Installationstechnik: 340 Stunden
Installationstechnische
Übungen: 260 Stunden
Fachpraktikum: 220 Stunden
Freigegenstände
Religion
Lebende Fremdsprache Deutsch
Angewandte Mathematik
Unverbindliche Übungen
Bewegung und Sport
Angewandte Informatik
Förderunterricht