Moderne Bauweisen stellen Installateure vor neue Herausforderungen. Dichte Gebäudehüllen und hohe Dämmstandards sorgen zwar für eine deutliche Reduktion des Energiebedarfs, bringen jedoch auch die Notwendigkeit mit sich, den natürlichen Luftaustausch aktiv zu gewährleisten.
Die Anforderungen an moderne Gebäude im Hinblick auf Energieeffizienz, Wohnkomfort und Gesundheit führen zwangsläufig zur Integration mechanischer Lüftungssysteme.
Aufgrund hochgradig luftdichter Gebäudehüllen reduziert sich die natürliche Infiltration der Außenluft erheblich, sodass der hygienisch erforderliche Mindestluftwechsel nach DIN 1946-6 ohne technische Unterstützung nicht mehr zuverlässig erreicht werden kann. Die kontrollierte Wohnraumlüftung (KWL) stellt damit eine zentrale Komponente zeitgemäßer Gebäudetechnik dar und wird zunehmend zu einem unverzichtbaren Standard bei Neubauten sowie energetischen Sanierungen.
Die Grundfunktion einer KWL besteht darin, bedarfsgerecht Frischluft zuzuführen und gleichzeitig verbrauchte Luft abzuführen, ohne dass dabei signifikante Wärmeverluste entstehen. Zentrale Systeme sind typischerweise über ein luftdichtes Kanalsystem mit allen relevanten Räumen verbunden, wobei häufig hocheffiziente Wärmerückgewinnungssysteme integriert sind, die die Abluftwärme zu über 80 Prozent zurückgewinnen können. Dezentrale Geräte hingegen arbeiten raumweise, erfordern keine komplexe Kanalinfrastruktur und eignen sich besonders für die nachträgliche Installation in Bestandsgebäuden.
Die Auswahl des Systems muss stets unter Berücksichtigung der objektspezifischen Randbedingungen sowie der Nutzeranforderungen erfolgen. Denn bei einer nicht optimalen Auslegung kann es trotz KWL-Anlage zu Feuchtigkeit und Schimmel kommen. „Mit negativen Folgen für Bausubstanz und die eigene Gesundheit“, warnt etwa auch Rainhard Ganster, Produktmarktmanager bei Hoval und referenziert auf sein System „HomeVent“, das zusätzlich auch noch Pollen und Feinstaub zuverlässig aus der Luft filtert.
Ermittlung des erforderlichen Volumenstroms
Die Auslegung einer KWL-Anlage erfolgt nach den Vorgaben der DIN 1946-6. Basis ist eine lüftungstechnische Bewertung des Gebäudes, bei der der notwendige Volumenstrom zur Sicherstellung des Feuchteschutzes sowie optional zur Sicherstellung der Nennlüftung, Reduzierungslüftung oder Intensivlüftung ermittelt wird. Die Zonierung in Abluft- und Zulufträume, die Auslegung der jeweiligen Luftmengen sowie die Festlegung der Betriebsstrategien müssen im Rahmen der Planung detailliert erfolgen.
Besonderes Augenmerk ist auf die akustische Optimierung der Systeme zu legen, da unerwünschte Geräuschemissionen die Akzeptanz der Anlage erheblich beeinträchtigen können. Schallgedämpfte Komponenten, strömungsoptimierte Luftführungen und vibrationsarme Befestigungsmethoden sind unverzichtbare Bestandteile einer professionellen Anlagenplanung.
Die Installation erfordert höchste Präzision. Der luftdichte Anschluss aller Kanalkomponenten, der Einsatz geeigneter Dämmmaterialien zur Vermeidung von Wärmebrücken und Tauwasserbildung sowie die Minimierung von Druckverlusten durch geeignete Dimensionierung und Anordnung der Luftleitungen sind entscheidende Qualitätsmerkmale. Besonders im Bereich der Durchdringungen von Außenwänden oder Decken müssen die luftdichten Ebenen gewahrt bleiben, um die energetische Qualität der Gebäudehülle nicht zu beeinträchtigen. Die Verwendung flexibler, antistatischer Luftverteilsysteme kann den Installationsaufwand reduzieren, setzt jedoch eine sorgfältige Planung der Verlegetechnik voraus, um Strömungsverluste und hygienische Probleme zu vermeiden.
Vor der Inbetriebnahme einer KWL-Anlage muss eine umfassende Funktionsprüfung erfolgen. Die gemessenen Volumenströme sind mit den Auslegungswerten abzugleichen, die Luftverteilung zu justieren und das Gesamtsystem auf Leckagen zu prüfen. Die Dokumentation der Messprotokolle ist für die spätere Wartung und eventuelle Gewährleistungsansprüche essenziell. Die Nutzer sollten durch eine fundierte Einweisung mit der Bedienung der Anlage vertraut gemacht werden, insbesondere im Hinblick auf die Notwendigkeit regelmäßiger Filterwechsel und Wartungsarbeiten.
Zusatzgeschäft „Wartung“
Regelmäßige Wartung ist unabdingbar, um die hygienische und energetische Effizienz der Anlage dauerhaft zu sichern. Hierzu zählen die Sichtprüfung und Reinigung der Luftleitungen, der Austausch der Luftfilter gemäß Herstellerangaben sowie die Überprüfung der Funktionalität der Wärmerückgewinnungseinheit und der Ventilatoren. Empfohlen wird eine Wartungsfrequenz von mindestens einmal jährlich, wobei bei Anlagen in besonders sensiblen Bereichen (beispielsweise bei Allergikern) kürzere Intervalle erforderlich sein können. Kontrollierte Wohnraumlüftung leistet nicht nur einen Beitrag zur Senkung des Heizenergiebedarfs, sondern verbessert maßgeblich die Raumluftqualität, steigert den Wohnkomfort und schützt die Bausubstanz langfristig. Für Installateure stellt dieses Fachgebiet ein anspruchsvolles, zugleich jedoch äußerst zukunftsfähiges Betätigungsfeld dar. Der Markt für energieeffiziente Lüftungslösungen wird angesichts steigender gesetzlicher Anforderungen und wachsender Sensibilität für gesundes Wohnen auch in den kommenden Jahren weiter wachsen. Wer heute in Qualifikation und technische Exzellenz investiert, sichert sich daher einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil.