Während Österreich traditionell als heftiger Gegner von Kernkraft gilt, sehen immer mehr Länder Europas im Ausbau der Atomenergie einen Ausweg aus der Energiekrise.
Selbst EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen rief angesichts des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine zum Ausbau von Atomkraftwerken auf. In der EU werden aktuell 100 Kernkraftwerke betrieben, in der Slowakei und Frankreich entstehen derzeit zwei neue AKWs.
Als prominentester Befürworter für Atomkraft gilt Frankreich, das rund 70 Prozent des nationalen Energiebedarfs durch Kernenergie abdeckt und den Bau von zumindest 14 neuen Kraftwerken plant. Die Franzosen liegen mit derzeit rund 60 Reaktoren hinter den USA auf dem zweiten Platz der größten Atomstrom-Produzenten. Klare Atomkraft-Befürworter sind zudem unsere Nachbarstaaten Ungarn, Tschechien, die Slowakei und Slowenien, die alle entsprechende Pläne für einen Ausbau in der Lade haben, da es keine leistbare, stabile und unabhängige Alternative gebe.
Auch Belgien hat als Reaktion auf den Ukraine-Krieg den ursprünglich beschlossenen Ausstieg verschoben. Deren Kernkraftwerke, die ursprünglich in diesem Jahr vom Netz gehen sollten, erhielten eine Laufzeitverlängerung. Polen will innerhalb der nächsten drei Jahre mit dem Bau eines ersten Atomkraftreaktors beginnen, Italien setzt auf den Bau modularer Klein-Reaktoren.
Die Mehrheit der EU-Staaten unterstützt außerdem die sogenannte „Taxonomie-Verordnung“, die Atom als klimafreundlich einstuft und damit den Weg frei für Förderungen entsprechender Bauprojekte macht.