Im Gespräch mit SHK-AKTUELL erklärt Mathias Seyfert, Chefredakteur des Fachmagazins „Feuerwehr“, welche grundlegenden Aufgaben die Feuerwehr im Katastrophenfall hat und inwieweit auf diese Einrichtung im Bedarfsfall zurückgegriffen werden kann.
Herr Seyfert, die Feuerwehr ist in diesen Tagen natürlich extrem gefordert. Wofür sind Sie aktuell am häufigsten im Einsatz?
Am Wochenende standen in den am stärksten betroffenen Gebieten zuerst die Menschenrettung im Fokus sowie das Errichten oder Verstärken von Hochwasserbarrieren. Vielerorts ist das Wasser aber so schnell gekommen, dass nur noch die Rettung per Boot oder Hubschrauber möglich war. Erst nach dem Ende des Regens und nach einem Rückgang des (Grund-)Wassers ist an Pumparbeiten zu denken.
Für Bewohner betroffener Gebiete sind natürlich deren individuellen Probleme zentral. Inwieweit kann da die Feuerwehr unterstützen? Ist sie nur für den allgemeinen Katastrophenschutz verantwortlich, oder pumpt die Feuerwehr beispielsweise auch private Keller aus?
Die Feuerwehren sind in diesem Fall für die Abwehr von Gefahren für Mensch und Tier und Sachwerte zuständig. Die Feuerwehr hilft sowohl beim Auspumpen von Kellern, wie auch bei der (groben) Beseitigung von Katastrophenschäden (z.B. Freimachen von Verkehrswegen) je nach ihren Möglichkeiten. Rechtlich gesehen ist der Katastrophenschutz in Österreich Landessache – die Länder investieren unter anderem auch in Gerätschaften, die den Feuerwehren für die Katastrophenbewältigung zur Verfügung stehen. Bei einer extrem hohen Anzahl von gleichzeitigen Schadensstellen werden die Einsätze nacheinander (nach Dringlichkeit) abgearbeitet.
Oft sind Hochwasserereignisse mit ausgefallenen Stromnetzen verbunden. Natürlich funktionieren dann eventuell verfügbare Schmutzwasser-/Saugpumpen nicht. Wie lässt sich in diesem Fall das Wasser ableiten? Raten Sie zum privaten Erwerb von Stromgeneratoren für derartige Fälle, oder empfehlen Sie eher mechanische Lösungen?
Wer in seinem Gebäude mit dem Eintritt von geringen Mengen Wassers rechnen muss, kann mit einer ausreichend dimensionierten Pumpe vorsorgen – gegebenenfalls auch mit einem Stromgenerator. Bei einem Hochwasser kann es aber leicht dazu kommen, dass selbst die besten Pumpen nicht ausreichen. Hier müssen bauliche Maßnahmen (z.B. Hochwasserschutz), der Standort (z.B. Damm) und die Vorbereitung (z.B. Maschinen, Geräte, Güter in Sicherheit bringen) bedacht werden.
Wird der Feuerwehreinsatz in Privathäusern den Besitzern verrechnet?
Einsätze, zu denen die Feuerwehr nach öffentlich-rechtlichen Bestimmungen verpflichtet ist, werden nicht verrechnet – beispielsweise bei Elementarereignissen (z.B. Brand, Hochwasser) und bei der Rettung von Menschen und Tieren. Dies bedeutet aber nicht, dass Hausbesitzer von der eigenen Vorsorge entbunden sind.
Wenn im Heizungskeller der Öl-Tank aufschwimmt und dadurch undicht wird: Muss da immer die Feuerwehr gerufen werden, oder darf das auch ein herbeigerufener Installateur beheben?
Wenn bei einem Hochwasser Öl austritt und droht, die Natur oder das Grundwasser zu verschmutzen, muss die Wasserrechtsbehörde entscheiden, was zu tun ist. Die Feuerwehr wird in diesem Fall versuchen, die Ausbreitung einzudämmen, Umweltschäden zu verhindern, sowie nach Auftrag der Behörde zu handeln. Der betroffene Hausbesitzer ist freilich dazu angehalten, die Ausbreitung ebenfalls nach Möglichkeit zu verhindern.
Wenn beispielsweise ein Installateur beim Ableiten von großen Wassermengen im Keller an seine Grenzen stößt: Kann er da auf eine Form der Zusammenarbeit mit der Feuerwehr zurückgreifen?
Ja, wenn es sich aber um kein Elementarereignis wie z.B. ein Hochwasser handelt, wir der Einsatz verrechnet. Die Kosten für die Beseitigung solcher Schäden müssen dann bei der Versicherung geltend gemacht werden.
Wo die Feuerwehr auf jeden Fall auf Informationen von Herstellern und Installationsfirmen angewiesen ist, sind Einsätze an Objekten mit PV-Anlagen und Speicher-Batterien. Bei Sturmschäden und Hochwasser sind die entsprechenden Beschriftungen sowie Trennvorrichtungen wichtig für die Einsatzkräfte. Bei Speicherbatterien sollte man bei der Planung auch die Möglichkeit einer Bergung (bei Brand, Wassereintritt etc.) in Betracht ziehen.
Letzte Frage: Sollte sich der eine oder andere angesichts der aktuellen Lage berufen fühlen, einer freiwilligen Feuerwehr anzuschließen: Wo kann man sich dafür melden und welche Voraussetzungen bestehen dafür?
In beinahe jeder Ortschaft in Österreich gibt es eine Freiwillige Feuerwehr – durch dieses flächendeckende System mit 350.000 Mitgliedern entsteht eine breite Basis an Helfern, die im Notfall zusammenarbeiten. Jede und jeder ist herzlich eingeladen, Mitglied zu werden – Professionisten wie Installateure, Elektriker etc. sind besonders willkommen, weil auch „Feuerwehr“ ein Handwerk ist. Auf Interessierte warten eine starke Community und viele Fortbildungsmöglichkeiten, die auch im Zivilberuf hilfreich sind.