Im Gespräch mit SHK-AKTUELL lässt das Laufen Austria-Management in ihre Strategiekarten blicken und erklärt unter anderem, warum das Werk in Gmunden innerhalb der Laufen-/Roca-Gruppe besonders große Wertschätzung genießt.
Ihr Unternehmen ist Keramik-Marktführer. Aber Sie sind ja in der Zwischenzeit Sanitär-Komplettanbieter. Wie sieht es also in den anderen Bereichen aus?
Wolfgang Burianek: Wir sind beispielsweise mit der Entwicklung von Lisa Ineo sehr zufrieden – sowohl was den Absatz, als auch die Durchdringung betrifft. Wo wir noch starkes Potenzial sehen, ist unser Armaturenbereich. Hier zu pushen steht auf unserer Agenda also ganz oben.
Christian Schäfer: Wir haben in der Laufen-Gruppe eine 160jährige Tradition im Amaturenbereich. In der Schweiz sind wir auf diesem Gebiet unangefochtener Marktführer. Was den Armaturenmarkt in Österreich betrifft, haben wir Bedarf im preisbewussten Segment geortet. Daher wird es nun unser Ansatz sein, die Entwicklung in diesem Bereich voranzutreiben, ohne jedoch unseren hohen Qualitätsanspruch aufzugeben.
Michael Bauer: Hinzu kommt, dass es in Österreich auch ganz besonders um die Sortimentsbreite geht. Bisher haben uns hier zwei wichtige Produktgruppen gefehlt, nämlich Niederdruck- und Küchenarmaturen. Das holen wir nach.
Was ist beispielsweise Ihr zentrales Verkaufsargument für das Vorwandinstallationssystem „LIS“?
Burianek: Wir machen den Erfolg von LIS nicht an einem Einzelaspekt fest, sondern sehen unsere Lösung als Gesamtpaket. Da spielt natürlich der Preis eine Rolle, aber auch die einfache Montage, bis hin zum Design der Drückerplatten. Unsere Weiterentwicklung, das neue LIS-Gestell in grün, ist sogar noch montagefreundlicher geworden. Denn Zeit ist das, was uns allen heute am meisten fehlt.
Bauer: Wir haben auf dem Gebiet der Vorwandinstallation ja nicht von Null begonnen, sondern vor einiger Zeit mit Sanit ein Unternehmen gekauft, das sich seit Jahrzehnten mit diesem Thema auseinandersetzt und über eine hervorragende Expertise verfügt. Nicht umsonst sind zahlreiche Markenhersteller auf diesem Gebiet Kunden von uns.
Ihrer Philosophie als „One-Stop-Shop“ für Badezimmerlösungen entsprechend gebe es noch mehr Produktgattungen, die ins Portfolio passen. Woran denken Sie da derzeit?
Schäfer: Wenn man sich die letzten Jahre in unserer Gruppe ansieht, ist leicht zu erkennen, dass wir durch gezielte Zukäufe laufend unsere Marktposition verstärkt haben. Zuletzt haben wir bekanntlich unter anderem Alape, Sanit und Sodafresh übernommen. Zudem prüfen wir laufend, was in unsere Gesamtstrategie passt.
Und gehen diese Überlegungen primär hinter die Wand, oder geht es um Vor-der-Wand-Lösungen?
Schäfer: Es kann in beide Richtungen gehen. In naher Zukunft wahrscheinlich stärker hinter die Wand. Sanit war dabei nur ein erster Schritt.
Bauer: Wir bieten etwa mit „Prefab“ individuelle Lösungen, wo unsere Gestelle bereits fix und fertig kundengerecht geliefert werden.
Mit „Bespoke“ bietet Laufen eine Lösung, maßgefertigte Produkte zu realisieren. Wie läuft die Umsetzung konkret ab?
Burianek: In der Keramik ist man nur wenig flexibel. Mit unserem Programm Bespoke bieten wir daher unseren Kunden die Möglichkeit, ihre individuellen Wünsche mittels Mineralguss zu realisieren. Dies lässt sich oft bereits mit unseren bestehenden Produkten umsetzen. Wir können aber im Rahmen von „Bespoke“ auch völlig neue Produktideen Wirklichkeit werden lassen. Da hat dann der Kunde, was Farben und Formen betrifft, nahezu freie Wahl. Letzteres erfordert natürlich eine gewisse Stückzahl, um die Entwicklungskosten zu decken.
Auf der einen Seite bieten Sie Designserien von renommierten Künstlern, auf der anderen auch Lösungen für die schmale Geldbörse. Wie lässt sich dieser Spagat zur Bedienung anspruchsvoller Klientel mit jenem des Massenmarktes umsetzen?
Schäfer: Wenn wir dies mit der österreichischen Brille betrachten, hat Laufen traditionell den Massenmarkt bedient – und das tun wir natürlich auch heute. Es ist jedoch in der Tat so, dass wir uns vor allem im internationalen Kontext in den letzten beiden Jahrzehnten sehr stark im Premiumbereich weiterentwickelt haben. Das liegt vor allem daran, dass wir massiv in die Entwicklung und in die Designsprache investiert haben. Mit dem von uns entwickelten Werkstoff Saphirkeramik lassen sich etwa Designs realisieren, von denen man früher nur träumen konnte. Auch das hat sicher dazu beigetragen, dass sich Laufen die letzten Jahre im Premiumbereich etabliert hat. Wir können also beides: nämlich hohe Qualität zu sehr vernünftigen Preisen anbieten, wir können aber auch exklusive Produkte mit unterschiedlichsten Materialen fertigen. Das hat dazu geführt, dass unser Ruf heute bei preislich gut positionierten Produkten ebenso gut ist, wie im Premiumsegment.
Welchen Stellenwert hat der Standort Gmunden für Roca?
Schäfer: Gmunden ist der Innovations- und Entwicklungshub der gesamten Laufen-Gruppe. Dieser Standort hat über die letzten Jahrzehnte hinweg immer wieder bewiesen, revolutionäre Innovationen hervorbringen zu können. Für Roca ist das Werk in Österreich daher unersetzbar. Es wird auch laufend in diesen Standort investiert – aus unternehmerischer Sicht ist dies der beste Beweis für den hohen Stellenwert.
Großes Medieninteresse gab es kürzlich für Ihren rein elektrisch betriebenen Tunnelofen. Was kann diese neue Technologie besser, als die alte?
Schäfer: Bis vor Ankündigung unseres Elektro-Tunnelofens galt es in unserer Branche als unmöglich, die für eine Keramikproduktion erforderlichen Temperaturen über diesen Zeitraum und in dieser Skalierung allein mit Strom zu erreichen. Unser Entwicklungsleiter Alfred Mittermair hat der Welt mit seiner Hartnäckigkeit und seinem Forschungsdrang das Gegenteil bewiesen, und dies in Gmunden gemeinsam mit dem Unternehmen „Keramischer Ofenbau“, einem Spezialisten aus Deutschland, schlussendlich realisiert. Diese radikale Innovation steht über den Keramischen Ofenbau ab sofort auch anderen Interessenten zur Verfügung. Denn bei unseren Überlegungen ist es nie nur darum gegangen, einen Vorteil gegenüber dem Wettbewerb zu haben. Wir sehen dies auch als Beitrag zu unserer ökologischen Verantwortung. Daher bieten wir unsere Entwicklung auch all unseren globalen Mitbewerbern an. Denn die entsprechenden Werte sind phänomenal. Wir sparen allein mit dem Brennverfahren in dem vergleichsweise kleinen Gmundner Werk pro Jahr etwa 5.000 Tonnen CO2 ein. Generell wollen wir hier am Standort noch in diesem Jahr komplett CO2-frei werden. Die dafür erforderlichen Verfahren wurden bereits eingeleitet. Wenn man nun dieses Einsparpotenzial nicht nur auf die Roca-Gruppe skaliert – immerhin haben wir mehr als 100 Brennöfen –, sondern weltweit auf alle Nutzer von Tunnelöfen, lässt sich erahnen, was das für unsere Umwelt bedeutet. Im Vergleich zu unserem alten Gas-betriebenen Tunnelofen „Fritz“ sparen wir außerdem bis zu zwei Drittel an Energie ein. Außerdem lässt sich unser Elektro-Ofen bei Bedarf auch abschalten, was beim alten Modell nicht möglich war. Unsere Photovoltaik-Anlage am Dach liefert derzeit bis zu einem Megawatt Peak, der Ausbau auf zwei Megawatt läuft bereits. Unser Ziel in den nächsten Jahren sind vier Megawatt. Um einen ungefähren Richtwert zu geben: Der neue Ofen benötigt deutlich unter einem Megawatt.
An dieser Stelle möchte ich übrigens ganz deutlich des Lebenswerk von Alfred Mittermair hervorheben, der kürzlich nach 47 Jahren bei uns in Pension gegangen ist. Er ist nicht nur der Mastermind hinter dem neuen Tunnelofen, sondern hat als Produktionsleiter über alle Werke von Laufen hinweg maßgeblich zu vielen unserer Entwicklungen, wie etwa auch zur Saphirkeramik beigetragen.
Letzte Frage: Was antworten Sie einem Installateur, der Sie fragt, warum er das Kundenbad mit Laufen-Produkten umsetzen soll?
Burianek: Der Installateur bekommt bei uns alles aus einer Hand, hat also nur einen Ansprechpartner vom Verkauf bis hin zu allfälligen Reklamationen.
Bauer: Unsere Kunden decken mit uns das Tages- bis hin zum Designgeschäft ab. Außerdem haben sie langjähriges Vertrauen in unsere Marke und unser Service.
Schäfer: Wir sind, was unsere Herkunft betrifft, sehr tief in Österreich verwurzelt. Das Werk in Gmunden feiert in diesem Jahr sein 100jähriges Bestehen. Wir sind Marktführer im Keramikbereich und bieten mittlerweile unsere hochwertigen Lösungen auf allen Ebenen des Sanitärsegments an. Laufen-Kunden profitieren von der hochstehenden Expertise unserer mehr als 200 Mitarbeiter. Wenn man uns ruft, sind wir zur Stelle. Darauf kann sich der Installateur verlassen.