Niklas Schütz, seit fünf Jahren Mitglied der Geschäftsführung bei HL Hutterer, ist aktuell dabei, seinen Haustraum zu realisieren. SHK-AKTUELL begleitet den Haustechnik-Profi von der Planung bis zur Fertigstellung. In Teil 1 beleuchten wir den Planungsprozess.
Herr Schütz, als Geschäftsführer von HL Hutterer haben Sie mit Ihrem Team schon unzählige Bauprojekte begleitet, bzw. für entsprechende Haustechnik-Lösungen gesorgt. Nun haben Sie sich entschieden, selbst ein Haus zu bauen. Wie kam es dazu?
Niklas Schütz: Es war der klassische Ansatz: Die Familie wurde größer und meine Wohnung in Wien damit zu klein. Während meines Studiums hat sie zwar gut gepasst, aber es war natürlich abzusehen, dass sie keine Dauerlösung bleiben kann.
Welche Überlegungen waren für Sie zu Beginn der Planung entscheidend?
Schütz: Es war für meine Familie und mich relativ schnell klar, dass wir uns rund um Himberg ansiedeln wollen, also die Anfahrt zu meinem Arbeitsplatz kurz sein sollte. Außerdem bin ich in Schwechat aufgewachsen, sodass mein sozialer Lebensmittelpunkt immer schon in dieser Region war.
Vom Wunsch bis zur Realisierung: Wie lange hat das gedauert?
Schütz: Wir haben Anfang 2020 begonnen, nach einem geeigneten Objekt zu suchen – zu einer denkbar ungünstigen Zeit, da die Auswahl klein und die Preise hoch waren. Darum hat diese Phase auch fast zwei Jahre gedauert, bis wir schlussendlich ein Haus in unserer Wunschlage gefunden haben. Es hat zwar nicht gänzlich unseren Vorstellungen entsprochen, doch die Lage war so gut, dass wir uns für eine umfassende Sanierung entschlossen haben. Die Ernüchterung folgte, als wir nach dem Kauf Anfang 2023 unseren Architekten mit unseren Umbauwünschen konfrontierten.
Architekt Sebastian Illichmann: Nach einer Besichtigung des Objektes – eines massiven Fertigteilsystem-Baus aus den 80er Jahren – sowie verschiedener statischer Erhebungen war bald klar, dass die Umbauwünsche der Familie Schütz nur mit erheblichem Aufwand zu realisieren wären, und in keinem vernünftigen finanziellen Verhältnis zu einem kompletten Abriss und Neubau gestanden sind. Ganz generell ist zu empfehlen, bereits vor dem Kaufabschluss – sozusagen als Reality Check – mit einem Architekten Kontakt aufzunehmen. Er hat die Expertise für eine gute Kosten-Nutzen-Einschätzung.
Kommen Bauherrn stets mit konkreten Projekten zu Ihnen, oder ist es in der Regel eher ein interaktiver Prozess?
Illichmann: Es kommt eigentlich nie vor, dass wir mit einem weißen Blatt Papier konfrontiert werden. Üblicherweise steht bereits zu Beginn die Wunsch-Struktur fest und es geht dann bei der Erstelllung des Bauplans eher um Umsetzungsdetails. Diese waren bei Familie Schütz jedenfalls sehr umfangreich. Schließlich hat Niklas Schütz als Haustechnikprofi viele konkrete Ideen – vor allem was den Sanitärbereich betrifft.
Wie wird das Projekt finanziert? Können auch Fördertöpfe genutzt werden?
Schütz: Für einen Neubau gibt es in Niederösterreich de facto keine großartigen Förderungen. Abgesehen von kleineren Unterstützungen, wie etwa den Wegfall der Mehrwertsteuer für Photovoltaik oder den Handwerkerbonus, finanzieren wir alles aus der eigenen Tasche.
Wer organisiert die Experten, wie etwa Energieberater, Bauphysiker und Tagwerksplaner?
Illichmann: Das zählt zu den Kernaufgaben des Architekten. Sämtliche Interaktionen laufen über meinen Tisch. Nicht nur, um es dem Bauherrn abzunehmen, sondern vor allem, um stets den Überblick behalten zu können.
Wer koordiniert bei der Umsetzung die unterschiedlichen Gewerke?
Illichmann: Unser Berufsstand wird am besten mit dem des Generalisten für Bauprojekte beschrieben. Von der Planung über die Ausschreibung bis hin zur Realisierung läuft alles über den Architekten. Dass vom Bauarbeiter über den Installateur und Elektriker bis hin zum Fliesenleger alle eine stets erreichbare Ansprechperson mit Entscheidungsbefugnis haben, ist ein zentraler Baustein für die erfolgreiche Umsetzung im Zeit- und Budgetrahmen.
Wie lange hat die eigentliche Planung gedauert?
Illichmann: Bei einem Einfamilienhaus sind es in der Regel zwischen neun und zwölf Monate für die Planung und dann dieselbe Zeitspanne nochmals für die Umsetzung. Ich empfehle jedem Bauherrn, nicht unter Druck fertig werden zu müssen, also allfällig bestehende Mietverträge nicht vorschnell zu kündigen. Denn zu Beginn eines Projektes hat man in der Regel keine Vorstellung davon, zu welchen unerwarteten Verzögerungen es kommen kann.
Rückblickend gesehen: Was sind die wichtigsten Aspekte, die man bei der Planung eines Hauses berücksichtigen muss?
Schütz: Abgesehen davon, bereits vor dem Kaufabschluss einen Architekten zur Bewertung des Wunschobjektes hinzuzuziehen, gilt vor allem, den vorgesehenen Budgetrahmen nicht zu knapp zu kalkulieren. Denn es wird immer teurer, als ursprünglich angenommen.
Illichmann: Wichtig ist auch, dass es ein absolutes Vertrauensverhältnis zwischen Bauherrn und Architekten gibt. Schließlich verbringt man während der Umsetzung des Projektes sehr viel Zeit miteinander und trifft gemeinsam viele elementare Entscheidungen.
Welche Entscheidung hätten Sie als Bauherr im Nachhinein gesehen heute anders getroffen?
Schütz: Wenn man sich ausreichend Zeit für die Planung nimmt und mit Experten zusammenarbeitet, wird eben erst dann mit der Umsetzung losgelegt, wenn man vollkommen zufrieden ist. Es gibt also nichts, von dem ich behaupten könnte, dass es die falsche Entscheidung war.
Worauf wurde bei der Planung des Hauses besonders geachtet?
Schütz: Neben einem modernen Energiestandard mit Wärmepumpe, Photovoltaik & Co haben wir vor allem Wert auf eine nachhaltige Bauweise gelegt. Aber natürlich habe ich auch besonders darauf geachtet, dass alle Produkte, die wir selbst anbieten, im Haus verbaut werden (lacht). Von der Attika bis zur Rückstauklappe kommt alles von HL Hutterer & Lechner.
Herr Vodrazka, welche besonderen Anforderungen wurden an die Haustechnik gestellt?
Walter Vodrazka, G. Paul Installationen: Es waren keine abstrakten Wünsche dabei. Auch die Vorgangsweise war eine übliche, indem wir vom Architekten die Ausschreibungsunterlagen gemeinsam mit dem Bauplan zugesendet bekommen haben. Fußend auf diese haben wir einen ersten Vorschlag mit ausgepreisten Produkten gelegt. Nach einem kurzen Austausch, ob es den technischen Ambitionen und auch den budgetären Vorstellungen des Bauherrn entspricht, kam dann unser konkretes Angebot. Der Spielraum bei der Systemauswahl ist dabei für uns ohnehin begrenzt gewesen, da im Leistungsverzeichnis bereits konkrete Wünsche angegeben waren.
Illichmann: Je nach Gewerk ist die Ausschreibungstiefe hinsichtlich konkreter Produkte unterschiedlich. Vor allem was die Haustechnik betrifft, ist der Spielraum deutlich weiter gesteckt und beinhaltet nicht jedes einzelne Verrohrungs-T-Stück. Im Ausschreibungstext lautet es dann beispielsweise „zwei Stück HL Duschrinne, oder Ähnliches“.
Vodrazka: Abseits der Produktentscheidungen geht es für uns als ausführenden Installateur natürlich immer auch um die Abstimmung der technischen Umsetzung, wie beispielsweise die Platzierung der Wärmepumpenaußeneinheit, usw. Im Fall des Bauherrn Schütz, der als Haustechnikprofi natürlich alle Herausforderungen genau kennt, war das ein rascher Prozess. Dies kann aber bei unseren Projekten nicht vorausgesetzt werden – eher im Gegenteil.
Kommt es oft vor, dass in der Ausschreibung ein konkretes Produkt gewünscht wird, Sie aber mit einem vergleichbaren Produkt bessere Erfahrungen gemacht haben, sodass Sie eher dieses empfehlen? Falls ja, wie wird damit seitens des Architekten bzw. Bauherrn umgegangen?
Vodrazka: Im Normalfall bieten wir stets jene Produkte an, mit denen wir im Laufe der Jahre gute Erfahrungen gesammelt haben – bei denen wir wissen, dass es bezüglich Produktqualität, Service, Ersatzteile und allfälliger Reklamationen passt. Auch dann, wenn die Wunschprodukte laut Ausschreibung anders lauten sollten. Es kommt dabei nur sehr selten vor, dass diesen Vorschlägen nicht entsprochen wird, falls die Preisunterschiede nicht sehr groß sind.
Der Bewertung des Installateurs wird also seitens des Auftraggebers kaum widersprochen?
Vodrazka: Ja, aber das liegt schließlich auch auf der Hand. Denn natürlich will keiner dafür verantwortlich sein, falls man der Empfehlung des Installateurs nicht folgt und es dann mit den durchgesetzten eigenen Produkten zu Schäden oder komplizierten Gewährleistungsfragen kommt. Wir gehen mit diesem Vertrauen sehr sorgsam um und behalten dabei das Preis-Leistungsverhältnis stets im Auge.
Der Installateur ist somit nach wie vor der eigentliche Gatekeeper bei der Produktwahl – vor allem wenn es um Systeme hinter der Wand geht?
Vodrazka: Teilweise auch für Produkte vor der Wand – natürlich abgesehen vom persönlichen Geschmack und den finanziellen Mitteln des Auftraggebers. Bei ausschließlichen Designfragen geben wir keine Empfehlungen ab. Unsere Expertise bezieht sich ausschließlich auf die Produktqualität und den Servicelevel der Erzeuger. Wenn Sie so wollen: Bei Drückerplatten haben wir beispielsweise noch nie ein alternatives Angebot gestellt. Bei Produkten, die in der Wand verbaut werden, wo also allfällige Schäden im Nachhinein nur schwer behoben werden können, darf es jedoch keine ausschließliche Preisfrage sein.
Beziehen Sie bei Ihren Empfehlungen auch Hausmarken des Großhandels mit ein?
Vodrazka: Das ist sehr unterschiedlich und kann nicht generell beantwortet werden. Wenn es um ein knapp kalkuliertes Budget geht, empfehlen wir natürlich auch jene Hausmarken, mit denen wir bereits gute Erfahrungen sammeln konnten. Schließlich sind ja auch diese keine Fernost-Produkte, sondern kommen in der Regel ebenso aus der Markenartikelindustrie.
Fakten zum Projekt
- Bauherr: Niklas Schütz (31), verheiratet, zwei Kinder (4 & 1)
abgeschlossenes Bachelorstudium in Informationstechnologie, abgeschlossenes Masterstudium in technischem Management (Umwelt- und Energietechnik);
seit 2021 Mitglied der Geschäftsleitung bei HL Hutterer & Lechner
- 160m2 Bungalow in Holzriegelbauweise
- Baustart: September 2024
- Geplante Fertigstellung: Juni 2025
- Baumeister: Vito Bau
- Zimmermann: Lieb Bau Weiz
- Installateur: G. Paul Installationen
- Dachdecker/Spengler: Wukitsevits
- Elektroinstallation: Elektro Karner
- Trockenbau: Dämmtechnik Bruckner
- Fenster: M. Sora
- (restliche Gewerke sind noch nicht vergeben)