Werkzeuge haben im Baustellenalltag eine zentrale Bedeutung. Dabei geht es jedoch nicht nur um die Qualität der Produkte. Will man professionell und zügig vorankommen, gilt es, diesen unerlässlichen Arbeitsmitteln eine hohe Aufmerksamkeit zu schenken. Was es dabei zu beachten gilt, hat uns Installateur-Meister Samir Demiroski im Rahmen unserer Serie, die wir in Zusammenarbeit mit Viega umsetzen, verraten.
Herr Demiroski, welche Werkzeuge gehören zur Standardausstattung des Installateurs? Was darf im Werkzeugkoffer eines SHK-Profis nicht fehlen?
Das mit Abstand wichtigste Werkzeug eines Installateurs ist aus meiner Sicht ein 13er Schraubenschlüssel. Er ist derart bedeutend, dass er eigentlich nicht in den Werkzeugkoffer gehört, sondern ständig in der Hosentasche mitgeführt werden sollte. Es ist einfach das Universalwerkzeug eines Installateurs. Ein ungeschriebenes Gesetz besagt, dass dieser auch nie verborgt werden darf.
Ganz generell sind zwar alle Schraubschlüsselgrößen mitzuführen, aber neben dem 13er werden vor allem auch der 17er und der 19er oft benötigt. Beispielsweise zur Feinmontage von Eckventilen. Ein zentrales Werkzeug ist zudem der Steckschlüssel. Besonders für jene, die viel mit Heizkörpern arbeiten, um unter anderem die Rotguß-Verlängerungen einzudrehen.
Wenn etwa eine Wandscheibe nicht weit genug aus der Wand herausragt, benötig man Rotgussverlängerungen und die lassen sich eben nur perfekt mit dem Steckschlüssel eindrehen. Ein ebenfalls wichtiges Universalwerkzeug für Installateure ist die Wasserpumpenzange.
Worauf kommt es bei einer Wasserpumpenzange besonders an?
Während ältere Modelle mittels „Ratschensystem“ einzustellen sind, verfügen neue Wasserpumpenzangen über einen Druckknopf zur Einstellung der Stellgröße. Die alten Verschieberasterungen gehen – vor allem wenn das Werkstück besonders fest zugedreht ist – immer wieder auf.
Auch die Größe spielt bei Rohrzangen eine wichtige Rolle. Ich empfehle – vor allem bei Sanierungsarbeiten – auch stets ein großes, schweres Modell mitzuführen. Denn früher war alles viel größer dimensioniert. Auch die Verbindungen haben sich durch die Jahre verfestigt. In diesen Fällen hilft oft nur rohe Gewalt, und diese lässt sich eben besser kanalisieren, wenn die Hebelwirkung möglichst groß ist.
Vor allem bei langfristigen Baustellen ist übrigens auch eine mobile Werkbank als Fixstation mit Schraubstock und vielen Ablagefächern und Flächen sehr hilfreich. Weil man dort einfach all das erledigen kann, wofür man sonst einen zusätzlichen Helfer benötigen würde.
Eine hohe Aufmerksamkeit schenke ich auch den Rohrabschneidern. Hier ist etwa darauf zu achten, welches Schneidrad montiert ist. Beispielsweise sollten mit einem CU-Schneidrad eben nur CU-Rohre geschnitten werden.
Was passiert, wenn ich es für alle Rohre verwende?
Das wäre schlecht. Für Trinkwasser dürfen bekanntlich nur edle Rohre, also Kupfer- oder Edelstahlrohre zum Einsatz kommen. Nutzt man einen Rohrabschneider abwechselnd auch für unedle Materialien, wie etwa verzinkte Stahlrohre, können feinste Partikel am Schneidrad oder am Gerät verbleiben und dadurch der Trinkwasserqualität schaden. Ich empfehle daher ganz dringend, sowohl einen Rohrabschneider für edle als auch für unedle Materialien im Werkzeugkoffer bereitzuhalten und diese auf keinen Fall zu mischen.
Ist es nicht so, dass im hektischen Baustellenalltag der eine oder andere Installateur diese Arbeiten auch mit einem Winkelschleifer, also einer Flex, umsetzt?
Leider kommt dies wirklich immer wieder vor, obwohl ausnahmslos in jeder Montage- bzw. Betriebsanleitung steht, dass dies unbedingt zu unterlassen ist. Nicht nur aufgrund trinkwasserhygienischer Vorgaben, sondern weil mit der Flex beispielsweise an C-Strang-Rohren auch die verzinkte Schicht beschädigt wird, was dann zu Korrosionen führt. Nach dem Abschneiden sollte man daher auch den richtigen Entgrater benutzen und dies ebenfalls nicht mit der Flex machen. Hierfür gibt es ebenfalls für das jeweilige Material die entsprechenden Entgrater, die untereinander nicht gemixt werden sollten.
Außerdem kann man mit einer Flex ohnehin nicht innerhalb des Rohres entgraten. Bleibt dies aus, können sich Innenspäne lösen und im geschlossenen Heizungskreislauf für großen Ärger sorgen – selbst beim Einsatz von Schmutzfängern bzw. Magnetitschlammabscheidern. Was dann dazu führt, dass durch die Jahre der Druck in der Heizungsanlage abfällt und in einer aufwendigen Fehlerquellensuche mündet.
Wie sieht es mit dem Verborgen von Werkzeugen an Kollegen aus?
Ein heikles Thema. Denn sie verschwinden natürlich sehr oft. Prinzipiell ist es natürlich schon so, dass man sich wechselseitig hilft. Leider kommt es aber immer wieder vor, dass der eine oder andere abstreitet, sich das Werkzeug geliehen zu haben. Den Namen auf seine Werkzeuge zu schreiben, ist daher unerlässlich. Und zwar nicht nur mittels Aufkleber oder Stift, sondern nach Möglichkeit dauerhaft eingraviert, sodass die eindeutige Zuordnung zweifelsfrei ist.
Wie geht man mit dem Werkzeug am Ende des Baustellentages um?
Werkzeug ist nicht nur unter Kollegen begehrt. In meiner aktiven Zeit sind uns mehrmals alle Werkzeuge inklusive unserer Großgeräte von der Baustelle gestohlen worden. Daher ist das Anlegen eines Lagerraumes das erste, was man auf einer Baustelle zu tun hat, um am Ende des Tages alles verstauen zu können. Selbstverständlich muss dieser Raum stabil versperrbar sein – nicht nur aus versicherungstechnischer Sicht. Eine Herausforderung sind auch die Mittagspausen, bzw. Pausen ganz generell. Da auf Großbaustellen viele Menschen aus unterschiedlichen Gewerken arbeiten, sollte man nach Möglichkeit sein Werkzeug nie für längere Zeit aus den Augen lassen oder wegsperren, wenn man seinen Platz verlässt. Eine Gefahrenquelle für Werkzeugschwund waren früher auch die spärlich verfügbaren Steckdosenverteiler, die ja auch von Fremdfirmen, also Zimmerern, Fliesenlegern oder Elektrikern genutzt wurden.
Ganz abgesehen davon, dass das Thema Strom stets eine Quelle für Ärger war. Oft wurden fremde Kabelrollen bzw. Geräte ausgesteckt, um sein eigenes Gerät anschließen zu können. Und dieser Vorgang wiederholte sich dann den ganzen Tag über, was natürlich immer wieder zu Streit führte. Daher ist man immer mehr zu akkubetriebenen Geräten übergegangen. Geladen werden die Akkus, von denen man übrigens nie genug haben kann, in geschützten Bereichen, wie etwa im Lagerraum, da diese sonst ebenfalls sehr gerne verschwinden.
Gibt es technische Nachteile von akkubetriebenen Geräten gegenüber ihren kabelgebundenen Geschwistern?
Früher gab es natürlich einen Leistungsnachteil. Doch bei aktuellen Geräten ist dies längst vorbei. Selbst große elektrische Stemmhammer werden mittlerweile von Akkus betrieben. Man benötigt dann für schwere Geräte eben größere beziehungsweise leistungsfähigere Akkus. Aus meiner Sicht ist die Zeit der kabelgebundenen Geräte vorbei. Sie bieten keinerlei Vorteile mehr.
Sind die hierfür benötigen Akkus bereits universell einsetzbar, oder hat jede Marke seine speziellen Systeme?
Leider ist es nach wie vor so, dass es unterschiedliche Welten sind. Jeder Erzeuger hat sein eigenes Modell, sodass man verschiedene Akkus und Ladegeräte benötigt. Gewerbebetriebe gehen daher immer mehr dazu über, ihren Gerätepark von einem einzigen Anbieter zu beziehen, um die Akkus derart universal einsetzen zu können.
Wie sieht es mit Diebstahlschutzmaßnahmen vor allem bei teureren Geräten seitens der Industrie aus?
Viega hat beispielsweise Pressmaschinen wie die Viega Pressgun 6 Plus oder Picco 6 Plus im Programm, die mit einem Bluetooth Modul ausgestattet sind und die mittels App geortet oder auch gesperrt werden können.
Was gilt es – neben dem Wegsperren der Werkzeuge – am Ende des Baustellentages zu berücksichtigen?
Nachdem es auf Baustellen naturgemäß nie sauber zugehen kann, sind die Werkzeuge und Geräte, bevor sie weggesperrt werden, zu reinigen und gegebenenfalls zu schmieren. Denn der Feinstaub setzt sich natürlich in alle Ritzen. Das ist zwar eine sehr unbeliebte Arbeit, da man am Ende des Tages schnell heim will, aber eben notwendig. Denn es bleibt einem ohnehin nicht erspart und müsste andernfalls dann in der Früh erfolgen.
Es wäre auch nicht sonderlich kameradschaftlich, wenn jene Geräte, die nicht gereinigt wurden, dann im Lagerraum die anderen – geputzten – Werkzeuge und Geräte wieder verdrecken. Als Partieleiter habe ich daher gerade darauf besonders geachtet.
Wichtig ist auch eine Sichtkontrolle der Verschleißteile. Abgenutzte Bohrer, Pressbacken & Co sind auf Funktionalität zu prüfen und es ist gegebenenfalls für Ersatz zu sorgen, um am nächsten Tag keine Stehzeiten zu riskieren. Diese 15 Minuten täglich sind sicherlich von jedem zu verkraften und eine gut investierte Zeit.
Was passiert, wenn Werkzeug verschwunden bleibt?
Das handhaben die Betriebe sehr unterschiedlich. Wenn man in einem Unternehmen neu beginnt und sein Werkzeug ausfasst, unterschreibt man in der Regel eine Werkzeugliste.
Ich kenne es aus jenen Unternehmen, bei denen ich beschäftigt war, so, dass jeder für sein Werkzeug selbst verantwortlich ist und – im Fall des Falles – eben auch selbst für den Ersatz zu sorgen hat. Diese Vorgangsweise schärft meiner Meinung nach auch die Achtsamkeit, da man es ansonsten in der eigenen Brieftasche spürt.