Österreich befindet sich durch den Starkregen der letzten Tage aktuell in einer der bisher größten Umweltkatastrophen des Landes. Neben dem Einsatz der öffentlichen Organe, sind jetzt natürlich auch Installateure gefordert. Schließlich sind sie die zentrale Instanz, wenn es darum geht, in Privathaushalten Soforthilfe zu leisten und Schäden zu beheben. SHK-AKTUELL hat die wichtigsten Fakten in fünf Beiträgen zusammengetragen.
Österreich hat als wasserreiches und gebirgiges Land unschlagbare Vorteile, um die uns die ganze Welt beneidet. Die Kehrseite ist jedoch, dass bei Umweltkatastrophen wie jetzt durch das Hochwasser die Auswirkungen dramatisch schlimmer ausfallen, als in vielen anderen Regionen. Denn aufgrund der geographischen Gegebenheiten würde sich eigentlich nur ein Drittel der Fläche Österreichs als Dauersiedlungsraum eignen. Fakt ist aber, dass auch viele katastrophengefährdete Gebiete dem Wohnraum dienen. Und in diesen Regionen ist nun das eingetreten, womit wir aktuell konfrontiert sind.
Siedlungsentwicklung fand immer schon entlang von Flüssen statt. Zwar wurden und werden dafür laufend Hochwasserschutzbauten errichtet und verbessert, aber einen absoluten Schutz vor Hochwasser – vor allem in jener Ausprägung, mit der wir aktuell zu kämpfen haben -, gibt es nicht. Daher besteht die Verpflichtung jedes Einzelnen in diesen Gebieten, für den eigenen Schutz zu sorgen. Vor allem auch darum, da nahezu alle Experten davon ausgehen, dass Schäden durch Naturkatastrophen in nächster Zeit zunehmen werden.
Bei drohendem Hochwasser müssen daher Barrieren, wie etwa Sandsäcke, mobile Verschlusselemente und Pumpen unmittelbar griffbereit und funktionstüchtig sein. Außerdem ist natürlich damit zu rechnen, dass bei Umweltkatastrophen auch die Stromversorgung ausfallen kann. Eine Abwasserentsorgung ist dann nicht mehr möglich. Um Notfallpumpen betreiben zu können, sollte also im Krisenfall auch ein mobiler Stromgenerator verfügbar sein.
Überall dort, wo Böden stark verdichtet oder versiegelt sind, also vorwiegend in urbanen Wohngebieten, kann der Niederschlag von der Natur nur unzureichend aufgenommen werden. Zudem sind die verfügbaren Abwassersysteme in der Regel nicht für derart extreme Wassermengen ausgelegt, wie jene Regenmengen, die in den letzten Tagen gefallen sind. Dieses Oberflächenwasser kann somit nicht ausreichend versickern und bildet Sturzbäche, die sich ihre Wege auch durch Keller, Garagen und tief gelegene Wohnräume suchen.
Fluvial oder pluvial?
Hochwasser wird von Fachleuten in zwei Kategorien verortet. So genanntes „fluviales Hochwasser“ wird durch das Überlaufen von Flüssen, Bächen oder Seen ausgelöst. „Pluviales Hochwasser“ hingegen hat keinen unmittelbaren Bezug zu Gewässern. Es entsteht vielmehr durch das bereits beschriebene Oberflächenwasser, das nicht ausreichend versickern kann. Das passiert vor allem bei Starkregen nach längeren Trockenperioden. Aber auch dann, wenn der Boden bereits derart wassergesättigt ist, dass kein zusätzliches Wasser aufgenommen werden kann. Die Folge sind Sturzbäche mit hoher Geschwindigkeit. Sie führen zu erheblichen Schäden, da alles mitgerissen wird, was sich den Wassermassen in den Weg stellt.
Hochwasser kann auf unterschiedlichen Wegen Schaden anrichten. Es kann über Türen, Lichtschächte oder Garageneinfahrten in das Gebäude eindringen, aber auch in Form von Rückstau aus der Kanalisation, falls entsprechende Vorkehrungsmaßnahmen wie Rückstauklappen oder Hebeanlagen fehlen. Letzteres ist mit besonders unangenehmen Überschwemmungen beziehungsweise Schäden verbunden. Und schließlich kann auch aufgestautes Sickerwasser über die Gebäudehülle, also die Wände, in die Wohnräume aufsteigen. Auch die mangelhafte Abdichtung von Kernbohrungen bei Rohrdurchführungen bietet dem Wasser ungehinderten Zugang zu Innenräumen.
All das kann neben dem direkten materiellen Schaden durch zerstörte Möbel und Wohngegenstände auch zur Beschädigung der Bausubstanz führen sowie die Bildung von Schimmel vorantreiben.
Besonders fatal ist es dann, wenn im überfluteten Heizungskeller beispielsweise der Öltank aufschwimmt. Denn derart können die Zuleitungen brechen, wodurch das Heizöl ungehemmt ausfließen kann. Zwar schreiben die Betriebsanleitungen vor, dass Heizöltanks stets mittels Verankerungen in der Wand oder am Boden fixiert sein müssen, die immer wiederkehrenden Meldungen in der Tagespresse über entsprechende Umweltschäden durch aufschwimmende Öltanks zeigen jedoch, dass dies bei der Montage scheinbar nicht immer ernst genommen wurde. Aber auch dann, wenn der Keller als Pellet-Lagerraum dient, dürfte bei einer Überflutung großer Schaden entstehen.
Vorkehrungsmaßnahmen
In der Regel schreibt die Baubehörde in gefährdeten Gebieten zwingend eine Rückstausicherung vor. Wird diese jedoch nicht regelmäßig gewartet bzw. kontrolliert, oder kommt es – wie jetzt – zu unerwartet hohen Wassermassen, kann die errechnete Maximal-Rückstauebene überschritten werden. Besonders gefährdet sind dann Bodenabläufe, Waschmaschinenabflüsse aber auch ebenerdige Duschen.
Rückstauverschlüsse können jedoch nur dann eingesetzt werden, wenn eine Schwerkraftentwässerung möglich ist, also wenn es ein freies Gefälle zum Kanal gibt. Zudem gilt, dass bei fäkalienhaltigem Abwasser Rückstausicherungen nur dann zulässig sind, wenn sie selbsttätig öffnen und schließen, frei zugänglich sind, sowie über einen händisch zu betätigenden Notverschluss verfügen. Falls nur einzelne Ablaufstellen im Keller gesichert werden müssen, kann dies unter Umständen auch mittels spezieller Siphone mit Rückstauverschluss erfolgen.
Derartige technische Maßnahmen dürfen jedoch nur an Ablaufstellen eingesetzt werden, die sich unterhalb der Rückstauebene befinden.
Eine weitere technische Maßnahme ist die Hebeanlage. Mit ihr wird Abwasser, das in jenen Räumen anfällt, die tiefer als die Rückstauebene liegen, in den Kanal gepumpt. Eine Hebeanlage besteht aus einer Pumpe und einem Behälter, der das Schmutzwasser sammelt, bevor es in den Kanal abgeführt wird. Falls nachträgliche Maßnahmen erforderlich werden, ist jedenfalls der Einbau einer Hebeanlage mit Rückstauschleife eine bessere Lösung, als das ledigliche Anbringen einer Rückstauklappe. Denn sie bietet auch dann Schutz, wenn sie defekt sein sollte. Ein Rückstauverschluss sollte also nur dann zum Einsatz kommen, wenn eine Hebeanlage technisch nicht möglich ist.
Zusätzlich zur Rückstausicherung sind in gefährdeten Gebieten mobile Verschlusselemente zu empfehlen, die für die Abdichtung von Gebäudeöffnungen sorgen. Diese so genannten „Schotts“ werden im Bedarfsfall überall dort angebracht, wo es Öffnungen nach außen gibt.