Laut aktueller KSV1870 Hochrechnung mussten in diesem Jahr in Österreich 6.550 Unternehmen Insolvenz anmelden. Das sind im Schnitt 18 Firmenpleiten pro Tag. Insolvenztreiber sei unter anderem die Bauwirtschaft.
Österreichs Wirtschaft ist 2024 von einem Insolvenzschub mit weitreichenden Folgen gekennzeichnet. Die vom KSV1870 bereits im Sommer prognostizierten Zahlen liegen historisch betrachtet im obersten Bereich. Es gibt heuer viele sehr große Insolvenzen und verstärkt auch wieder mittelständische Betriebe bei den Gerichten. Anders als zahlreiche Insolvenzen nach der Corona-Pandemie weisen die mittelständischen Betriebe mehr Aktivvermögen auf. Sie sind zwar überschuldet bzw. zahlungsunfähig, haben aber eine gewisse finanzielle Substanz. Ihre Themen sind die Energie-, Rohstoff- und Personalkosten, die sie sehr oft nicht oder in zu geringem Ausmaß weitergegeben haben.
Insgesamt treffen die Pleiten eine große Zahl an Beschäftigten (30.200), die sich nun auf dem Arbeitsmarkt wiederfinden. Auffällig ist auch, dass von den Fällen viele Gläubiger (100 plus) betroffen sind. Die Fälle strahlen damit auch auf andere Betriebe bzw. deren Geschäftspartner aus und bergen das Risiko von Folgeinsolvenzen. „Umso mehr Unternehmen in die Pleite rutschen, desto größer ist die Gefahr, dass infolgedessen auch finanziell gesunde Unternehmen über kurz oder lang mit Liquiditätsproblemen zu kämpfen haben und den Anker werfen müssen“, erklärt Karl-Heinz Götze, Leiter KSV1870 Insolvenz.
Wirtschaftliche Kontinuität fehlt häufig
Österreichs Unternehmen haben an vielen Fronten zu kämpfen. Das zeigt auch ihre Geschäftslage, die seitens des KSV1870 regelmäßig erhoben wird. Aktuell sind nur 48 Prozent der Betriebe mit ihrer wirtschaftlichen Situation zufrieden – das ist der niedrigste Wert seit drei Jahren. Einerseits belasten hohe Energiekosten die Budgets, andererseits schmerzen der Fachkräftemangel oder die sinkende Auftragslage. Hinzu kommt, dass die generelle Exportnachfrage in Österreich und Europa nur schleppend vorangeht. Von einer Entspannung kann keine Rede sein. „Die Probleme sind gekommen, um zu bleiben. Zumindest vorerst, wie es den Anschein hat. In naher Zukunft wird es darum gehen, neue Impulse zu setzen und keinen Cent liegenzulassen. Dazu wird es auch eine starke Regierung brauchen, der es gelingt, Unternehmer und Private gleichermaßen zu entlasten“, erklärt Ricardo-José Vybiral, CEO der KSV1870 Holding AG.