Panasonic Österreich Vertriebsleiter Roland Kerschbaum erläutert im Gespräch mit SHK-AKTUELL unter anderem, warum das Thema Klimatisierung in den letzten Jahren so deutlich zulegen konnte.
Wir sitzen für dieses Interview in Ihrem Büro in Biedermannsdorf, draußen hat es aktuell mehr als 30 Grad: Für ein Unternehmen, das zu den führenden Klimatisierungsexperten zählt, dürfte die Hitze bzw. die sich verschiebenden Klimazonen nicht unbedingt ein Nachteil sein, oder?
Roland Kerschbaum: Als Unternehmen, das seit Jahrzehnten intensiv auf Nachhaltigkeit setzt, sehen wir natürlich in erster Linie den Nachteil dieser Veränderungen, also dessen Auswirkungen auf Natur und Menschen. Sie sind markant und werden unsere Zivilisation sehr hart treffen. Jedenfalls hat die Klimatisierung derart auch in unseren Breiten eine wachsende Bedeutung. Nicht nur hinsichtlich des Komforts, sondern auch im Sinne der Sicherheit. Wie wir leider erkennen müssen, ist die hitzebedingte Mortalitätsrate massiv gestiegen. Es braucht daher mittlerweile auch bei uns klimatisierte Zonen, in denen sich Menschen auch bei hohen Temperaturen entspannen können. Also ja – für uns als Anbieter von Klimatisierungslösungen ist diese Veränderung sehr stark spürbar. Speziell in diesem Jahr, in dem es die erste Hitzeperiode bereits im April gab. Dies führt in der Regel dazu, dass der Bedarf an entsprechenden Lösungen bereits frühzeitig einsetzt.
Rechnen Sie damit, dass die Kühlung in unseren Breiten schon bald mehr Bedeutung bekommen könnte als die Heizung?
Nein, so drastisch sehe ich es nicht. Heizen müssen wir hierzulande, kühlen wollen wir. Das heißt, in vielen Objekten ist heute Kühlen zwar eine Notwendigkeit, aber nicht zwingend eine Klimatisierung. Kühlen bedeutet, dass ich meine Raumtemperatur um ein paar Grad senke. Das gelingt mittlerweile mit jeder besseren Wärmepumpe. Klimatisieren ist jedoch eine ganz andere Liga und beinhaltet unter anderem auch die Entfeuchtung. Da wird es dann schon komplexer. Jedenfalls gibt es heute kaum noch Projekte, wo die Herausforderung „Hitze im Sommer“ kein Thema ist.
Der eigentliche Grund für unser Interview ist aber natürlich Ihr rundes Jubiläum. Schließlich feiert Panasonic 50jähriges Bestehen in Österreich. Warum hat sich Ihre Konzernmutter 1974 entschlossen, in Österreich eine eigene Niederlassung zu gründen?
Österreich hatte für international agierende Unternehmen immer schon eine Drehscheibenfunktion im europäischen Warenhandel. Dies galt auch für Panasonic. Wir waren bereits damals – unter anderem mit Lagerflächen – stark vertreten. Außerdem ist nur wenig bekannt, dass wir in Österreich nach wie vor sogar produzieren. „Industrial Devices“, eine unserer Schwestern, stellt hier Leiterplatten für das Premiumsegment im Automotive-Bereich her.
Was waren aus Ihrer Sicht seither die zentralen Milestones?
Fokussiert auf unseren Klimatisierungs-Geschäftsbereich war das in den 1980er Jahren zweifelsfrei der Start unserer Partnerschaften in Österreich. Unser allererster großer Partner für die Klimatisierung, die Firma Wiesmayr, ist uns bis heute verbunden – im Übrigen wie die meisten unserer Wegbegleiter. 2010 haben wir unsere Wärmepumpe in den europäischen Markt eingeführt und danach zügig begonnen, auch mit unseren anderen Klimatisierungsprodukten in Österreich Fuß zu fassen. 2013 haben wir ein Team aufgebaut, das den Handel und das Handwerk betreut. Panasonic ist neben unserem Bereich, der „Heating and Cooling Division“, in vier weitere Geschäftsbereiche unterteilt. Wir sehen uns sozusagen als Geschwister, die sich Infrastruktur teilen.
Wie groß ist das Österreich-Team? Wie halten Sie den Schulterkontakt zu den Installateuren? Welche Arten der Produktschulungen bieten Sie an?
Wir haben in unserer Division mittlerweile ein Team von 18 Personen in Österreich und sind Teil des DACH-Clusters, der seine Zentrale in Wiesbaden hat. Unsere Mitarbeiter sorgen dafür, dass das Handwerk, der Handel sowie deren Kunden dahinter Panasonic als Lösungsanbieter schätzen. Wir verstehen uns im Rahmen des dreistufigen Vertriebsweges als treuer Partner des Handwerks und schätzen die hochstehende Logistikqualität des SHK-Großhandels. Hier am Standort in Biedermannsdorf betreiben wir unter anderem auch ein modernes Trainingscenter. Wir haben jedoch viele unterschiedliche Wege der Wissensvermittlung, die jeweils auf die unterschiedlichen Zielgruppen ausgerichtet sind.
Auf welchen Messen werden Sie präsent sein? Wo können Installateure Ihre Produkte sonst noch im wahrsten Wortsinn begreifen?
Wir sind auf einer Vielzahl regionaler Veranstaltungen präsent, stellen auf der Frauenthal-Expo aus, und besetzen natürlich auch alle relevanten internationalen Fachmessen, wie etwa die ISH, die Chillventa, oder die Mostra Convegno. Außerhalb der Messezeiten gibt es natürlich eine ganze Reihe an Schauräumen bei Installateuren und Handelspartnern. Außerdem verfügen wir über einen Showtrailer, in dem wir unsere Lösungen in den Bundesländern vor Ort präsentieren können. Schulungszentren, die wir in Zusammenarbeit mit unseren Partnern betreiben, runden unser Angebot ab. Unser Ziel ist, derart die Barriere „Zeit“, die bekanntlich gerade in unserer Branche eine große Rolle spielt, möglichst gering zu halten.
Panasonic wurde 1918 gegründet. Welche/s Produkt/e wurde/n damals angeboten?
Wir sind ein klassisches Start-Up, das vor etwas mehr als 100 Jahren von Konosuke Matsushita sozusagen von einer Garage aus gegründet wurde. Er hatte damals die revolutionäre Idee eines Y-Verteilers, mittels der die japanische Bevölkerung erstmals die Möglichkeit bekam, über mehr als eine Stromquelle zu verfügen. Dies war zu einer Zeit, als sich die Elektrizität in der Regel auf ein Kabel pro Haushalt beschränkte, an der jedoch eine Glühbirne zur Beleuchtung hing. Dieser Forscherdrang unseres Gründers hat nie geendet. Mit seiner Art, die Welt zu sehen, hat er den Menschen zahlreiche Erleichterungen gebracht und damit ein Unternehmen geschaffen, das heute mit rund 233.000 Mitarbeitern weltweit knapp 60 Milliarden Euro erwirtschaftet.
Ihr Gründer hat sieben Grundsätze in der Panasonic-Unternehmensphilosophie festgeschrieben. Welchen davon würden sie persönlich als für Österreich besonders relevant ansehen?
Diese von Konosuke Matsushita formulierten Unternehmensgrundsätze wurden damals oft belächelt, da sie ihrer Zeit wohl weit voraus waren. Jedenfalls sind sie von Beginn an gelebte Philosophie des Unternehmens. Ein Beispiel daraus ist etwa der Grundsatz „Contribution to Society“, also unser Beitrag zur Gesellschaft. Zur besseren Einordnung: Panasonic ist mit seinen Produkten für etwa ein Prozent des globalen CO2-Ausstoßes verantwortlich. Das emittieren wir im Rahmen unserer Produktion natürlich nicht alles selbst. Der Großteil entsteht bei der Nutzung unserer Geräte. Wenn wir diese also laufend effizienter machen, entstehen gigantische Hebel zur Einsparung.
Panasonic hat ganz generell vor mehr als 30 Jahren eine Umwelt-Charta erlassen. Zu einem Zeitpunkt, als Nachhaltigkeit noch kaum ein Thema war. Inwieweit hat sich das seither auf Ihre Unternehmensstrategie ausgewirkt?
Wir befinden uns aktuell in einer Epoche, in der die Rücksichtnahme auf unsere Umwelt nicht nur eine elementare Notwendigkeit ist, sondern mittlerweile auch einen unternehmerischen Benefit bringt. Nicht nur, dass wir derart deutlich energieeffizienter wurden, hat uns der Fokus auf Nachhaltigkeit dazu gebracht, dass wir heute die richtigen Produkte zur richtigen Zeit anbieten können. Wir haben zudem zahlreiche unserer Fabriken bereits auf den Standard „RE100“ umgerüstet, nutzen dort also ausschließlich „grünen Strom“ – beispielsweise mittels unserer selbst entwickelten Wasserstoff-/Brennstoffzellen-Generatoren.
Kommen wir zu Ihren Produkten, wie etwa Ihrer Wärmepumpenserie Aquarea. Was kann diese Ihrer Meinung nach besser als andere Modelle?
Ich sehe hier als aktuell wichtigen Punkt die Sanierung – also den Bestand an Altanlagen zu dekarbonisieren. Eine Besonderheit der Panasonic-Wärmepumpen ist die so genannte T-CAP-Technologie. Während herkömmliche Wärmepumpen bei steigender Kälte weniger Heizleistung liefern, bleibt diese bei unseren Geräten konstant – egal, welche Temperaturen draußen herrschen. T-CAP-Wärmepumpen erreichen COP-Werte bis 4,84 bei sieben Grad Außentemperatur, behalten ihre Nennleistung selbst bis -15 °C bei und können sogar bei Außentemperaturen bis -28 °C eingesetzt werden. Wir verfügen bei dieser Technologie über mehrere Patente, da für deren Umsetzung bis hin zur intelligenten Steuerung eine Vielzahl an Mechanismen erforderlich ist, um eine vernünftige Effizienz sicherstellen zu können, bei der wir im Übrigen zu den Marktführern zählen. Die zentralen Vorteile sind, dass ich zum einen die Wärmepumpe kleiner dimensionieren kann, wodurch die Anlage natürlich günstiger wird, aber zum anderen lässt sie sich bei den in unseren Wintern üblichen häufigen Switches zwischen Minus- und Plusgraden ohne Taktung betreiben, während andere Modelle laufend modulieren müssen … was sich natürlich auch auf die Lebensdauer der Geräte auswirkt. Diese Technologie bieten wir übrigens schon bald auch für unsere Großgeräte bis 30 kW Heizleistung an.
Seit letztem Jahr werden diese Wärmepumpen in Pilsen/Tschechien produziert. Warum?
Diese Entwicklung ist bei uns sogar noch deutlich ausgeprägter. Seit 2018 ist in diesem Zusammenhang sehr viel passiert. Wir haben nicht nur die von Ihnen erwähnte Wärmepumpenfertigung in Pilsen, die übrigens derzeit komplett überarbeitet wird, sondern auch eine Fertigung für Großwärmepumpen und eine für Fancoils in Italien, wir betreiben eine Kaltwassersatzfertigung in Frankreich, sowie seit einigen Wochen eine Fertigungsstätte für natürliche Gewerbe-Kältemittel in Polen. Wir sind also schon sehr europäisch geworden. Die Epoche, in der Container auf Frachtschiffen durch die Welt gereist sind, geht zu Ende. Wer das Thema Nachhaltigkeit so ernst nimmt wie wir, muss den gesamten CO2-Fußabdruck von Gütern betrachten. Und dies bedingt eben einer lokalen Fertigung. Wir haben bei den meisten unserer Produkte einen extrem hohen Eigenfertigungsgrad von bis zu 98 Prozent.
Die Klimageräte der Etherea-Serie verfügen mit ihrer Nanoe-X-Technologie auch über Maßnahmen zur Luftverbesserung in Innenräumen. Hat Ihnen die Sensibilisierung der Bevölkerung aufgrund der Covid-Pandemie also einen Verkaufsturbo beschert?
Bis 2019 war unsere Nanoe-X-Technologie primär unter Allergikern bekannt. Mit Einsetzen der Pandemie hat sich dann dieser Nutzen plötzlich als eine zentrale Funktionalität unserer Geräte dargestellt und wurde zum absoluten USP von Panasonic. Denn wir konnten belegen, dass diese Technologie neben verschiedensten Bakterien und Viren auch den SARS-CoV bekämpfen kann. Unsere Techniker haben sich diese Innovation übrigens von der Natur abgeschaut, die kleine Wassertröpfchen, so genannte Hydroxylradikale, zur Luftreinigung nutzt. Aufgrund der Verbindung der Moleküle mit den in der Luft schwebenden Schadstoffen können diese inaktiviert werden. Bei allen anderen am Markt verfügbaren Lösungen werden lediglich Filter eingesetzt. Wir nutzen diese Innovation mittlerweile erfolgreich bei ganz vielen unserer Produkte, bis hin zum Haarfön.