Im Rahmen unserer Serie mit Viega erklärt Installateurmeister Samir Demiroski, worauf es bei der Trinkwasserinstallation besonders ankommt und was der Haustechnik-Profi zu berücksichtigen hat, um auf der sicheren Seite zu sein.
Herr Demiroski, worauf kommt es bei der Planung von Trinkwasseranlagen grundsätzlich an?
Jedes Gebäude hat seine eigenen Ansprüche und Anforderungen in puncto Trinkwasserversorgung. (Gebäudeart, Größe, Bestimmung, Nutzung, Anzahl, der Menschen, Hotels, Krankenhäuser, Schulen, Kindergärten, Wohnanlagen, Einfamilienhäuser …). Also steht für mich an erster Stelle, gemeinsam mit dem Betreiber den bestimmungsmäßigen Betrieb zu eruieren und zu dokumentieren. Danach folgt, bezogen auf den Zweck, die exakte Planung der Anlage. Je nach Bundesland muss man auch die geltenden Richtlinien beachten. Bei öffentlichen Gebäuden muss man besonderes Augenmerk auf die Wartung der Anlage (Vorschriften, Probenahmen, Absperrungen etc.) durch Fachpersonal legen – das ist gesetzlich vorgeschrieben.
Experten zufolge sollte man sich bei der Typauswahl des Rohrleitungssystems für die Reihen- oder Ringleitungs-Installation entscheiden. Warum?
Bei diesen Installationsarten werden die Leitungen immer durchgespült. Dadurch fallen Probleme wie stagnierendes Wasser weg. Aufgrund der höheren Kosten finden diese Installationsarten aber leider noch nicht in jedes Wohngebäude Einzug. Es ist aber aus Hygienegründen meiner Meinung nach ein absolutes Muss und auch unsere Viega-Empfehlung.
Welche Vorschriften/Handlungsempfehlungen gibt es bei der Auswahl der Rohre?
Verzinkte Rohre sind nicht mehr erlaubt. Alte, verzinkte Anlagen müssen in Fließrichtung „immer edler“ werden, sprich Systeme aus Edelstahl, Kunststoff oder Kupfer müssen verwendet werden. Aber auch der PH-Wert kann für die Wahl des Materials ausschlaggebend sein. Kupfer darf zum Beispiel nur bei einem PH-Wert über sieben in Trinkwasserinstallationen verbaut werden. Alle Rohre/Systeme, die in Österreich verbaut werden, müssen ÖVGW-zertifiziert sein.
Wie sieht es bei der Planung mit der Dimensionierung der Leitungen aus? Ist man bei einer großzügigen Auslegung immer auf der sicheren Seite?
Nein. Status quo und der Beginn jeder Trinkwasserinstallation ist eine exakte Planung. Seit April 2019 ist eine Rohrleitungsberechnung für Trinkwasser-Installationen vorgeschrieben. Eine fehlende Dimensionierung stellt in Österreich einen Mangel gemäß ÖNORM 2531:2019 dar. Die exakte Dimensionierung von Trinkwasserleitungen trägt außerdem entscheidend zur Temperaturhaltung des Warm- und Kaltwassers bei.
Der Verbindungstechnik kommt natürlich eine große Rolle zu. Was sind Ihre Empfehlungen?
Meine Empfehlung ist unser Viega Raxofix, weil es sich durch seine Schnelligkeit und Einfachheit in der Verarbeitung/Installation auszeichnet. Die raxiale Presstechnik ohne O-Ring, die Verarbeitung in drei einfachen Schritten (abschneiden, montieren, verpressen), ohne Aufweiten und Kalibrieren und natürlich die perfekten Zeta-Werte, die gerade für die optimale Trinkwassergüte eine entscheidende Rolle spielen.
Worauf kommt es neben der Installation der Anlage noch an? Wie sieht es mit hygienerechtlichen Vorschriften aus?
Besonders wichtig finde ich den Temperaturerhalt der PWC-Leitungen, die von der ÖNORM B 2531 geregelt werden. Wie beispielsweise, dass an jeder einzelnen Entnahmestelle 30 Sekunden nach Öffnung eine Maximaltemperatur Kaltwasser von 25 Grad messbar sein sollte, dass Kaltwasserleitungen gegen äußere Wärmeeinwirkung mit einem ausreichenden Abstand zu Wärmequellen zu verlegen und durch Dämmung zu schützen sind, und, dass getrennte Schächte und Verteilebenen für Kalt- und Warmwasserleitungen im Gebäude vorzusehen sind.
Vor allem in Hotels oder Rehabzentren, deren Zimmer nicht ständig ausgelastet sind, aber auch wenn man länger auf Urlaub fährt, kommt es in der Regel zu Stagnationswasser. Wie lässt sich das verhindern bzw. was sind hier die rechtlichen Vorgaben?
Laut ÖNORM EN 806 sollte im Zeitraum von sieben Tagen ein Wasserwechsel innerhalb der gesamten Trinkwasseranlage erfolgen. Wir von Viega empfehlen, die Installation alle 72 Stunden zu durchspülen, um auf Nummer sicher zu gehen. Wenn sich Nutzungsunterbrechungen vorhersehen lassen, würde ich die Installation einer automatischen Spülstation oder eines WC-Spülkastens mit Hygienefunktion am Ende einer Reihenleitung andenken.
Angenommen, es kommt zu einer Legionellenbildung. Wie ist in diesem Fall vorzugehen? Wie lassen sich entstandene Biofilme und bedenkliche Ablagerungen wieder entfernen?
Es gibt unzählige Gründe, warum es zu einer erhöhten Bakterienbelastung innerhalb der Anlage kommen kann. Zum Beispiel entspricht die Nutzung der Entnahmestelle nicht dem bestimmungsmäßigen Betrieb – hier wäre der Betreiber in der Pflicht. Oder aber die Planung oder Ausführung der Installation verhindert einen regelmäßigen Wasseraustausch. In diesem Fall stehen Planer und Installateure in der Verantwortung.
Welchen Einfluss haben Wasserentkalkungsanlagen und -Filter auf die Trinkwasserqualität?
Die Notwendigkeit eines Filters hängt von der Qualität des Wassers ab. In Österreich ist das Leitungswasser direkt aus dem Hahn von sehr hoher Qualität und eine Filtrierung daher nicht nötig. Sollte trotzdem ein Tischfilter im Einsatz sein, dann sollte man Folgendes beachten: Werden die Filterkartuschen nicht regelmäßig getauscht, können sich Keime ausbreiten. Verunreinigungen durch die verwendeten Filter selbst sind ebenfalls nicht ausgeschlossen.